Halli hallo,

da bin ich schon wieder. Diesmal gibt es die letzten Neuigkeiten vom anderen Ende. Heute von der wunderschönen Südinsel Neuseelands.

Nach unserer Schiffsüberfahrt von Wellington nach Picton und unserem kurzen Stopp in Nelson, dem Geburtsort des „einen Rings“, führte uns unsere Reise zum berühmten Abel Tasman Nationalpark, einem rieeeesigen Reservat, das unendliche viele Tracks bereit hält. Manche von ihnen dauern Tage, andere viele Stunden. Wir entschieden uns für einen kurzen Walk, der am Ende einen fantastischen Strand bereit hielt. Menschenleer, verlassen – hier wurde mal wieder klar, die schönsten Orte sind eben die, wo KEINE Menschen ihre Spuren hinterlassen haben. Auch am nächsten Tag packte uns die Abenteuerlust und wir kämpften uns durch Dschungel, Wald und Flüsse bis hin zum Wainui Wasserfall. Das Wasser dort und im Fluss war so glasklar, dass man bis auf den Grund sehen konnten. Ich weiß nicht, ob ich jemals so sauberes Wasser gesehen habe!? Weiter führte die Route bis nach St. Arnaud, einem winzigen Dorf in Mitten der beiden Nelson Lakes. Wir machten Rast am Rotoiti See und genossen auf dem Steg unser Abendessen mit Sonnenuntergang und Blick auf See und Berge. Nachts bewunderten wir dann den überwältigenden Sternenhimmel. Ich sah sogar zum aller, aller ersten Mal in meinem Leben eine Sternschnuppe :-). Lang hielten wir es draußen allerdings nicht aus, weil uns die Sandflies allmählich aufzufressen begannen (die Mistviecher sind hier auf der Südinsel echt ÜBERALL. Jede Sekunde. Tausende. Und die Stiche, die jucken unerträglich. Ich habe absolut keine Ahnung, wie die Neuseeländer das jeden Tag aushalten). Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg nach Punakaiki, wo wir die spektakulären Pencake Rocks besuchen wollten. Kurz nach St. Arnaud gabelten wir dann allerdings erst mal einen Hitchhiker auf. Luca, 33 Jahre aus Italien. Irgendwann
muss man etwas von dem ganzen Glück zurückgeben, das man selbst auf seiner Reise erfahren hat. Das lernt man hier unten. Luca leistete uns schließlich den ganzen Tag Gesellschaft und folgte uns auch zu unserer abenteuerlichen Wanderung durch den Fox River. Zu dritt erkundeten wir das unwegsame Gelände, bis wir schließlich vor einem knietiefen, zehn Meter breitem Fluss standen und das leuchtend, rote Dreieck, das den Wanderweg markierte, auf der anderen Seite erspähten. Echt? Da durch? Schuhe aus, Socken aus, Hosen hoch und ab in die kühlen Fluten. Vier mal musste man den Fluss überqueren, um zurück auf den Wanderweg zu kommen. Natürlich fielen mir ausgerechnet bei Crossing 4 die Schuhe ins Wasser und wir beschlossen Kehrt zu machen. Aber immerhin hatten wir uns eine Weile wie der Typ aus „Into the Wild“ gefühlt …
Gegen Nachmittag zeichneten sich am Rand der Küste allmählich die berühmten Felsen ab, die Ziel unseres Tagestrips waren. Die Entstehung der Pancake Rocks ist bis heute nicht vollständig geklärt. Sicher ist aber, sie sind ein Wunder der Natur. Wie übereinander gestapelte Pfannkuchen stehen sie da an der Westküste – seit Jahrtausenden. Nach unserer kleinen Erkundungstour verabschiedeten wir uns von Luca, der weiter nach Süden trampte und fuhren zu einer kleinen Farm am Highway 6, die neben einer deutschen Gaststädte auch über Campingplätze verfügte. Die Besitzer waren natürlich deutsch und kamen – wir erkannten es sofort am Dialekt – ursprünglich aus Frankfurt 😉 Zum Abschluss des Tages gingen Kay und ich in unserem Campervan auf Sandfly-Jagt. Allmählich sind wir zu sehr erprobten Kriegern geworden und können 40 Fliegen in einer halben bis dreiviertel Stunde erlegen. Man kann sich vorstellen, wie wir da allabendlich in unserem Toyota Family-Auto sitzen, paranoid jeden Zentimeter an der Decke absuchen und schließlich die Population im Auto Fliege um Fliege dezimieren, in dem wir jede einzeln mir dem Taschentuch zerquetschen. Also echt, Moskitos sind NIX gegen diese kleinen Höllentierchen, die aussehen wie harmlose Fruchtfliegen.

Unser nächster Stopp war Queenstown. Auf dem Weg dorthin hatten wir allerdings, zum ersten Mal, eine ganze Menge Regen. Man hatte uns ja gewarnt, dass die Westküste der Südinsel die Region mit der höchsten Niederschlagsrate ist, aber dass es dann so ewig durchregnen würde, hatten wir nicht erwartet. Trotz der grauen Wolkendecke am Himmel, zeigte sich uns die Natur dafür in ihrer restlichen Schönheit. Hier unten hält so langsam der Herbst Einzug und die grünen Laubbäume verwandeln ihre grünen Blätterkleider in die farbenfroheren rot-gelb-orange Varianten. Dazu noch der Nebel und Berge, deren Gipfel sich in den Wolken verstecken und die romantische Träumerei ist komplett. Novalis hätte hier sicher sein absolut bestes Gedicht verfasst …

Wie dem auch sei. Irgendwann am Morgen erreichten wir Queenstown. Das kündigte sich bereits einige dutzend Kilometer vorher an, weil uns plötzlich vier Autos pro Stunde begegneten anstatt einem und weil das Smartphone nach zwei Tagen Funkloch überraschend drei Balken anzeigte. Willkommen in der Zivilisation! Queenstown selbst gefiel mir ziemlich gut. Die Stadt ist für neuseeländische Verhältnisse recht groß (etwa so groß wie Hofheim), voller kleiner Läden, hübschen Cafés (mit der LECKERSTEN Eiscreme, die ich je gegessen habe – kein Witz!) und liegt noch dazu direkt am See. Außerdem ist Queenstown bekannt als der Ort mit den meisten Abenteuersportarten, die das Herz jedes Adrenalinjunkies höher schlagen lassen. Kay und ich beschlossen, uns hier am Paragliding zu versuchen. Etwas, das ich schon immer mal machen wollte und dann doch wohl hier, im wunderschönen Neuseeland. Wir meldeten uns an und bekamen gleich einen Termin für den Nachmittag, wenn sich der Wolkenschleier über der Stadt hoffentlich ein bisschen verflüchtigt haben würde. Wir drückten die Daumen. In der Zwischenzeit besuchten wir den Birdlifepark und lernten ein wenig mehr über die neuseeländische Flora und Fauna. Den scheuen Kiwi (den Vogel! – nicht zu verwechseln mit den Neuseeländern, die man auch Kiwis nennt) bekamen wir ebenfalls zu Gesicht. Und dann war die Stunde der Wahrheit gekommen. Am Telefon bestätigte man uns unseren Paragliding-Flug und wir packten uns in feste Schuhe und warme Klamotten. Dann ging es mit dem Shuttle ab auf den Berg. Und von da an ging alles ganz schnell – zumindest für Kay. Der Wolkenschleier lüftete sich für einige Minuten, Kay bekam sein Geschirr angelegt, der Pilot gab ein paar Instruktionen und dann rannten die zwei auch schon wie wild den Berg runter, bis sie hinter dem Abhang verschwunden waren. Allerdings nur um nach wenigen Sekunden wieder aufzutauchen – in der Luft schwebend, unter einem riesigen gelben Schirm.
Ich wurde derweil auch fertig gemacht und wartete darauf, dass mein Pilot das Startsignal geben würde. Er tat es nicht. Just in der Sekunde, als Kay durch das Wolkenloch geschlüpft war, hatte es sich auch schon wieder geschlossen und vor uns lag nun eine dicke, undurchsichtige graue Wand. Mist. Nach zehn Minuten Hoffen und Bangen ging es dann aber auch für mich los. Das Gefühl endlich in der Luft zu sein war einfach der absolute Hammer! Es fühlte sich an wie ein Traum, wie ich da so über den Tannen und Bergspitzen hinweg flog. Als ein Adler links neben uns vorbei schwebte, war dann alles absolut perfekt! Kurz vor der Landung machte mein Pilot noch einige akrobatische Tricks, bei denen mir das Herz in die Hose rutschte und das Adrenalin volle Ladung in die Arterien schoss. WAHNSINN!

Es war schon ziemlich schade, so schnell wieder am Boden zu sein. Das muss definitiv wiederholt werden 😉

Nach diesen abenteuerreichen Tagen brachen wir unsere letzte Etappe an. Das Ziel war Christchurch – das Ende unserer Reise. Und hier bin ich nun auch und kann kaum glauben, dass ich in weniger als 14 Stunden das Flugzeug nach Frankfurt besteige. Das Wetter hat sich diesem etwas traurigen Abschied bereits angepasst: es regnet seit 2 Tagen in Strömen, was das 2011 vom Erdbeben zerstörte Christchurch noch trostloser erscheinen lässt. Überall sieht man verlassene Gebäude, zerstörte Häuser, die Geschäfte sind verrammelt. Die Shopping-Mall im Zentrum der Stadt hat man in große Industriecontainer verpackt. Architektonisch ein wahres Kunststück, wie ich finde. Doch trotz der Versuche, die Stadt bunter und lebhaft erscheinen zu lassen, bleibt Christchurch vor allem eines: verlassen.

„Verlassen“ ist auch hier in diesem Eintrag das Stichwort. Nach wahnsinnig kurzen 8 Monaten ist es Zeit nun wieder heimzukehren. Ich freu mich rieeeeesig auf Euch! ❤

Bis in 2 Tagen 😉
Eure Anna

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P.s. Bilder vom Paragliding folgen in den nächsten Tagen 😉